Die «kleine Aussenpolitik» des Kantons
Als international vernetzter Grenz- und Exportkanton ist für den Kanton St.Gallen die Beziehungspflege von zentraler Bedeutung. Die Regierung hat deshalb im Jahr 2023 diverse diplomatische Delegationen empfangen.
Grundsätzlich ist die Aussenpolitik eine Kompetenz des Bundes. Die Bundesverfassung ermächtigt allerdings die Kantone, innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs selbst im Rahmen der «kleinen Aussenpolitik» mit ausländischen Behörden zu verkehren. Der Besuch einer diplomatischen Vertretung kann das Interesse am Kanton St.Gallen und der Region wecken und bestenfalls im Nachgang neue Kontakte ermöglichen.
Die Regierung empfängt deshalb regelmässig Botschafterinnen und Botschafter ausländischer Staaten zu Arbeitsgesprächen. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Austausche mit diplomatischen Vertretungen der Nachbarstaaten sowie der weiteren EU-Mitgliedsstaaten und wichtigen Wirtschaftspartnern der Schweiz.
Zusätzlich pflegt die Regierung auch Kontakte zu schweizerischen diplomatischen Vertretungen in den Nachbarstaaten. Im Berichtsjahr hat sich die Regierung mit der für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuständigen Botschafterin in Bern und mit der Schweizer Generalkonsulin in München ausgetauscht sowie die brasilianische Botschafterin in der Schweiz empfangen.
Anlässlich des polnischen Unabhängigkeitstags reiste eine Delegation mit Andrzej Dera, dem Staatssekretär in der Kanzlei des Staatspräsidenten Polens, und der polnischen Botschafterin Iwona Kozłowska nach St.Gallen. Gemeinsam mit der St.Galler Regierung feierten sie das Andenken an Gabriel Narutowicz, dem ersten Präsidenten Polens. Zusammen wurden beim Gübsensee eine Gedenktafel für Gabriel Narutowicz sowie ein Gedenkbrunnen in der Gemeinde Untereggen enthüllt.
Der ehemalige Wasserbauingenieur Gabriel Narutowicz verbrachte vor seiner Wahl 1922 viele Jahre im Kanton St.Gallen und wurde 1895 in der Gemeinde Untereggen heimatberechtigt. Als ETH-Absolvent wurde Gabriel Narutowicz zu einem der besten Wasserbauingenieure des Landes. Er hinterliess in der Ostschweiz bleibende und markante Spuren – etwa bezüglich der Rheinregulierung, der Steinachkorrektion in der Stadt St.Gallen oder, besonders sichtbar, beim Kraftwerk Kubel.
Im Jahr 2023 jährte sich die Unterzeichnung des Zollvertrags zwischen der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein zum 100. Mal. Damit wurden beide Staaten 1923 zu einem Wirtschaftsraum. Im Frühling 2023 wurde in einem grenzübergreifenden Volksfest rund um die Alte und Neue Rheinbrücke Vaduz–Sevelen der Zollvertrag gefeiert. Der Kanton wurde bei dem Anlass durch eine Regierungsdelegation vertreten, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Liechtenstein und St.Gallen zu unterstreichen.