St.Gallen – ein Kanton für Start-ups
Im Kanton St.Gallen ist eine erfolgreiche Gründungsszene entstanden. Die neue Start-up-Strategie soll mithelfen, ihre Finanzierungsmöglichkeiten in der Wachstumsphase zu verbessern.
Start-ups fehlte es bis anhin im Kanton St.Gallen insbesondere in der Wachstumsphase an Finanzierungsmöglichkeiten. Deswegen wanderten viele von ihnen in andere Regionen ab. Um sie im Kanton zu halten und um das Unternehmertum sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons weiter zu erhöhen, wurde im Jahr 2023 eine Förderstrategie für Start-ups entwickelt.
Kanton als Impulsgeber
Die Start-up-Strategie sieht den Kanton St.Gallen an verschiedenen Fronten gefordert: Er soll beispielsweise als Impulsgeber Start-up-Anlaufstellen in den Forschungs- und Bildungsinstitutionen anregen, die Zugänge zu Wissens- und Technologietransferstellen optimieren und eine zentrale Anlaufstelle etablieren, die den digitalen sowie physischen Gründungsprozess vereinfacht. Ergänzend dazu soll er als Vermittler einen regelmässigen Austausch zwischen den Stakeholdern und Schlüsselakteuren etablieren.
Finanzierung beschlossen
Die Regierung hatte im September 2023 ein entsprechendes Umsetzungskonzept verabschiedet. Um eine der Massnahmen der Strategie umzusetzen, hat der Kantonsrat in der Herbstsession 2024 einen Sonderkredit über 10 Mio. Franken bewilligt.
Mit dem Geld wird die bestehende Stiftung «Startfeld» mit 4,6 Mio. Franken gestärkt. Die Stiftung richtet sich an regionale Start-ups aus den Kantonen St.Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden. 5,4 Mio. Franken fliessen zudem in die neu gegründete Stiftung «HSG START Accelerator». Das Accelerator-Programm unterstützt nationale und internationale Start-ups. Nach Abschluss des Programms erreichen sie ein professionelleres Unternehmenslevel und werden für potenzielle Risikokapitalinvestoren interessant. In der Schweiz existiert bislang kein unabhängiger Accelerator ohne spezifischen Branchenfokus, der Start-ups auf ihrem Wachstumskurs unterstützt. Der initiierte «HSG START Accelerator» schliesst diese Lücke und bereichert mit der internationalen Ausrichtung die Start-up-Szene im Kanton St.Gallen substanziell.
Interview mit Prof. Dr. Dietmar Grichnik
Dietmar Grichnik, Start-ups finden im Kanton St.Gallen bereits heute Unterstützung. Weshalb braucht es ein weiteres Förderinstrument?
Das stimmt: Es bestehen bereits Förderangebote. Das ist wichtig und richtig. Der «HSG START Accelerator» ergänzt sie sinnvoll. Wir etablieren schweizweit den ersten unabhängigen Accelerator ohne einschränkenden Branchenfokus. Damit schliessen wir eine Angebots- und Finanzierungslücke und stärken die regionale Gründungsszene. Der «HSG START Accelerator» ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität St.Gallen, des Switzerland Innovation Park Ost (SIP Ost) und der START Foundation. Er verbindet somit wichtige Akteure des St.Galler Start-up-Umfelds. Gemeinsam wollen wir das führende Accelerator-Programm in Europa werden.
Was sind die ersten Schritte?
Seit der Gründung im Juni 2024 ist unsere Stiftung im SIP Ost im Einsatz. Im Oktober 2024 pilotierten wir mit den ersten Start-ups ein einmonatiges Intensivprogramm. Es nahmen Jungunternehmen aus unterschiedlichen Branchen daran teil. Die meisten von ihnen sind aus dem Kanton St.Gallen, gefolgt von nationalen und internationalen Start-ups. Der Pilot endete mit dem «Demoday» Mitte November. Das ist eine öffentliche Veranstaltung, bei der die Gründerinnen und Gründer ihre Geschäftsideen und Produkte potenziellen Investoren und Interessierten präsentieren. Der erste reguläre Batch startet im Frühjahr 2025.
Welchen Stellenwert hat die Unterstützung durch den Kanton St.Gallen?
Der Kanton St.Gallen spielt eine wichtige Rolle: Der «HSG START Accelerator» ist aus dem Auftrag der Standortförderung des Kantons St.Gallen entstanden, eine Start-up-Strategie für den Kanton St.Gallen zu entwickeln. Mit der Anschubfinanzierung für den Aufbau und den Betrieb des Accelerator-Programms kommt dem Kanton in einer frühen Phase eine Schlüsselrolle zu.
Wie realistisch ist es, dass sich der Kanton St.Gallen bis zum Jahr 2030 zu einem international bekannten Hub für Start-ups entwickelt?
Bis ins Jahr 2030 möchte der Kanton St.Gallen Forschung, Bildung, Industrie und Wirtschaft verbinden und innovativen Projekten und Start-ups optimale Wachstums- und Rahmenbedingungen bieten – von der Gründung bis zur Etablierung. Dazu will er sie mit einem ganzheitlichen Ökosystem unterstützen und so entscheidend zur regionalen Wertschöpfung beitragen. Das legt die Vision 2025 aus der Start-up-Strategie fest. Aus meiner Sicht verfügt der Kanton St.Gallen über alle Möglichkeiten und Voraussetzungen, um diese Vision zu erfüllen.
