Arbeitsmarkt normalisiert sich
Die Zahl der Stellensuchenden ist im Jahr 2024 angestiegen. Damit folgt die Entwicklung im Kanton St.Gallen dem gesamtschweizerischen Trend.
Die Zahl der Stellensuchenden hat im November 2024 erstmals seit der Corona-Pandemie wieder die 10’000er-Grenze überschritten und bewegt sich damit auf dem durchschnittlichen Niveau der 2010er-Jahre.
Rund 10'000 Personen waren Ende 2024 im Kanton St.Gallen als Stellensuchende auf einem RAV gemeldet.
Sämtliche St.Galler Wahlkreise verzeichneten im Berichtsjahr steigende Zahlen von Stellensuchenden, wobei sich der durchschnittliche Anstieg auf rund 13,5 Prozent belief. Am markantesten war der prozentuale Zuwachs im Jahresvergleich bei den jüngeren Arbeitnehmenden, am geringsten bei den 50-Jährigen und Älteren.
RAV verzeichneten weniger offene Stellen
Die Zahl der offenen Stellen, die dem RAV gemeldet wurden, lag im Jahr 2024 zwischen 2’500 und 3’400, was im Vergleich zum Vorjahr einen tieferen Wert darstellt. Die Stellenmeldepflicht (STMP) trägt massgeblich zur Entwicklung dieser Kennzahl bei. Da der Bundesrat die Liste der meldepflichtigen Berufe revidiert bzw. erweitert hat, ist für das Jahr 2025 wieder mit mehr offenen Stellen auf den RAV zu rechnen. In welchem Umfang dies geschehen wird, lässt sich indes kaum beziffern.
Die Binnenmarkt-orientierten Wirtschafssektoren wirkten stabilisierend auf die Konjunktur im Kanton St.Gallen.
Anstieg bei der Kurzarbeit
Nachdem die Zahl der Voranmeldungen zur Kurzarbeit im Sommer 2022 wieder den Stand von vor der Pandemie erreicht hatte, lag dieser Wert im Jahr 2024 wieder auf überdurchschnittlicher Höhe; im Sommer 2024 belief er sich auf über 2'700 Mitarbeitende. Diese Entwicklung könnte ein Anzeichen einer konjunkturellen Abschwächung sein, die insbesondere die Industrie erfasst hat. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass durch die positiven Erfahrungen während der Pandemie die Schwelle zur Einreichung von Kurzarbeitsgesuchen gesunken ist.
m Jahr 2023 waren im AMOSA-Gebiet (Arbeitsmarktbeobachtung der Kantone Aargau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Glarus, Graubünden, Schaffhausen, St.Gallen, Thurgau, Zug und Zürich) rund 23 Prozent aller Erwerbstätigen in einer flexiblen Arbeitsform tätig. Dieser Anteil ist seit 2001 relativ konstant geblieben. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Arbeitsformen: Befristete Beschäftigungsverhältnisse und, auf tieferem Niveau, die Temporärarbeit haben über die Jahre an Bedeutung gewonnen. Auch üben immer mehr Menschen nicht nur eine, sondern mehrere Tätigkeiten gleichzeitig aus. Hingegen sind flexible Arbeitsformen wie Solo-Selbständigkeit oder Beschäftigungsverhältnisse mit geringfügigen Arbeitspensen in den letzten Jahren zurückgegangen.
Knapp 9 Prozent der erwerbstätigen Personen im AMOSA-Gebiet sind mehrfachbeschäftigt. Auch eine Analyse der Erwerbsbiografien von Personen, die sich in einem RAV zur Stellensuche gemeldet haben, zeigt, dass rund 12 Prozent der Erwerbsverläufe über einen längeren Zeitraum von Mehrfachbeschäftigung geprägt sind. Es handelt sich dabei mehrheitlich um Frauen, ältere Personen und Personen mit höherem Bildungsniveau. Die Relevanz dieser Arbeitsform zeigt sich auch mit Blick in die Zukunft. Fast die Hälfte der Stellensuchenden aus klassischen Arbeitsformen kann sich vorstellen, in Zukunft gleichzeitig mehrere Jobs auszuüben.
Meldeverfahren im Vorjahreshoch
Um ihren steigenden Bedarf an Arbeits- und Fachkräften zu decken, nutzt die Wirtschaft seit jeher auch das Instrument der Zuwanderung bzw. der Personenfreizügigkeit. Kurzfristig und auch zur Befriedigung von Nachfragespitzen greifen Unternehmen gerne auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der EU/EFTA zurück. Diese können im Rahmen des Meldeverfahrens für maximal 90 Tage von Betrieben aus der EU/EFTA in die Schweiz entsandt werden oder für diesen Zeitraum eine Stelle bei einem Schweizer Betrieb antreten.
Im Meldeverfahren erreichten die geleisteten Arbeitstage im Jahr 2024 das Niveau des Vorjahrs. Rund 25'000 Personen aus dem Ausland traten eine Stelle bei Schweizer Betrieben an. Dazu kamen rund 15'000 Personen als Entsandte von ausländischen Betrieben sowie rund 2'500 selbständige Personen. Gesamthaft wurden durch diese Personen rund 550'000 Arbeitstage geleistet.