Die Wassertemperaturen im Kanton St.Gallen
Das Jahr 2022 war schweizweit das wärmste seit der Wetteraufzeichnung. 2023 das zweitwärmste und 2024 das drittwärmste. Die Lufttemperaturen sind massgeblich für die Wassertemperaturen in den Gewässern verantwortlich.
In stark grundwasserbeeinflussten Einzugsgebieten kann das Grundwasser im Winter einen wärmenden und im Sommer einen kühlenden Effekt auf die Wassertemperatur haben. Die Binnenkanäle im Rheintal sind daher weniger stark von steigenden Wassertemperaturen betroffen als die Einzugsgebiete von Sitter und Thur. Die Linth und der Linthkanal profitieren vom hohen Einzugsgebiet der Glarner Berge und dem Walensee, der grundsätzlich kühler ist als Zürichsee und Bodensee.
Die Wassertemperaturen schwankten im Winter 2022/2023 und Frühjahr 2023 um das langjährige saisonale Mittel ohne grosse Auffälligkeiten. Wegen des konstanten Hockdruckwetters in der ersten Junihälfte erhöhten sich die Wassertemperaturen schnell. Gleichzeitig war das kühle Schmelzwasser bereits abgeflossen, wodurch die Wasserstände sanken. Bei geringen Wassertiefen kann sich das Wasser über den Austausch mit der warmen Luft rasch erwärmen. Den gesamten Sommer und Herbst lagen die Wassertemperaturen mehrheitlich deutlich über dem langjährigen saisonalen Mittel. Meist führen mehrtägige Hochwasserereignisse im Sommer dazu, dass sich die Wassertemperaturen abkühlen. Dies war 2023 Anfang und Ende August der Fall. Bei den Hochwasserereignissen von September bis Dezember waren häufig Wetterlagen mit warmer Atlantikluft dafür verantwortlich, dass sich die Gewässer nicht spürbar abkühlten. Im Dezember wurden über mehrere Wochen Wassertemperaturen über dem langjährigen saisonalen Mittel gemessen.

Im Kanton St.Gallen wird in den Fliessgewässern die Wassertemperatur mit einer sogenannten Drucksonde gemessen, die sowohl Wasserstände als auch –temperaturen aufzeichnet. Spezielle Temperatursensoren (sog. Widerstandthermometer PT100) kommen an ausgewählten Standorten zum Einsatz. Die Sensoren sind in der Genauigkeit miteinander vergleichbar, wie Vergleichsmessungen der Abteilung Rhein und Hydrometrie im AWE gezeigt haben. Mit einer Auflösung von 0.1 °C wird fünfminütlich die Wassertemperatur gemessen. Ausschlaggebend bei der Messung ist ein repräsentativer Standort, da die Wassertemperatur nicht überall im Gewässer gleich ist. Im Idealfall befinden sich die Sensoren in einem natürlich beschatteten, gut durchströmten Gewässerabschnitt. Indem die Sensoren möglichst tief im Wasser montiert werden wird der Einfluss der Lufttemperatur minimiert. Zusätzlich müssen die Sensoren gegen Beschädigung geschützt werden und sind daher immer in einem Metallrohr verbaut. Die Wassertemperaturen werden monatlich durch Handmessungen überprüft und die Sensoren jährlich gewartet.