Pädagogische Überlegungen
Künstliche Intelligenz wirft viele Fragen auf. Kulturelle, ethische und gesellschaftliche Werte verlangen nach einem gemeinsamen Verständnis in und ausserhalb der Schule. Hier werden diese Gedanken durch eine pädagogische Brille betrachtet.
Haben wir im Team eine gemeinsame Haltung zum Umgang mit KI gefunden? Wie kommunizieren wir mit den Eltern?
Leitlinien für Schulleitungen und Lehrpersonen über die Nutzung von KI
Die Europäische Kommission (2022, EU) verfasst ethische Leitlinien zur Nutzung von KI, dank der Schulleitungen, Lehrpersonen und Ausbildende besser darüber reflektieren können, wie sie KI im Alltag nutzen und entsprechend handeln können. Die Veröffentlichung umfasst folgende Themen:
- EU-Politik im KI-Bereiche
- Ethische Aspekte, Kernanforderung an eine vertrauenswürdige KI
- Leitfragen für Lehrpersonen
- Leitlinien für Lehrkräfte und Schulleitungen und deren Anwendung
- Sensibilisierung und Beteiligung der Gemeinschaft
- Kompetenzanforderungen für eine ethische Nutzung
Die Leitlinien ziegen auf, dass der Einsatz von KI im Schullalltag auch viele Hilfestellungen bietet, solange ein reflektierter Umgang stattfindet. Dafür sei es wichtig, sich innerhalb des Teams mit der Thematik auseinander zu setzen, kritische und ethische Fragestellungen zu diskutieren, gegenseitig für mögliche Risiken zu sensibilisieren und eine gemeinsame Haltung im Team zu entwickeln. Ein verantwortungsvoller Umgang betreffe jedoch nicht nur den Schulalltag im Klassenzimmer, sondern bedinge die Zusammenarbeit und Vernetzung mit den Eltern und dem schulnahen Umfeld. Eine Sensibilisierung auf allen Ebenen führe zu einer gemeinsamen Haltung und zu Wertediskussionen, welche es den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, ihren Umgang zu reflektieren und das Potenzial von KI sinnvoll zu nutzen.
Pädagogische Grundgedanken
Gemäss Mediendidaktikern ist es von entscheidender Bedeutung, unsere pädagogischen Haltungen und Werte in eine Richtung zu lenken, die den Bedürfnissen unserer Schülerinnen und Schülern gerecht werden. Dabei sind Medienkompetenz und Reflexionsfähigkeit wichtiger denn je und verlangen einen Unterricht, der problemlösendes, kritisches und logisches Denken und ein gemein- und gesellschaftliches Zusammenleben fördert.
Dafür kann es hilfreich sein, sich grundlegender Gedanken bewusst zu werden.
- Es ist wichtig anzuerkennen, dass es unmöglich ist, mit dem Tempo der ständigen und täglichen Entwicklungen mitzuhalten und alles immer zu kennen. Hier kann es entlastend sein, ein gemeinsames Lernen und Erkunden zusammen mit den Kindern entstehen zu lassen.
- Die Annäherung kann auch ganz einfach beginnen und muss nicht perfekt sein. Es ist sogar effektiver und nachhaltiger, kleine Schritte zu machen und sich dabei kontinuierlich zu entwickeln, denn jede Veränderung, egal wie klein sie erscheinen mag, kann am Ende einen grossen Einfluss haben.
- Der Umgang mit Unsicherheiten ist heutzutage eine wichtige Fähigkeit, die wir sowohl uns selbst als auch unseren Schülerinnen und Schülern beibringen müssen. Es ist erlaubt, nicht alles zu wissen, aber umso wichtiger ist die Bereitschaft, Fragen zu stellen und gemeinsam nach Antworten zu suchen.
Ist KI wirklich so gefährlich? Kann ich sie in der Schule bedenkenlos einsetzen?
Chancen und Grenzen von KI in der Schule
Die Möglichkeiten und Gefahren von KI sind vielfältig und je nach Blickwinkel unterschiedlich zu beurteilen. Dennoch ist das Bewusstsein, dass der Einsatz von KI mehrere Facetten hat wichtig, um sich bewusst für oder gegen den Einsatz in einzelnen Fachbereichen, Themen und Unterrichtseinheiten entscheiden zu können.
KI bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Schulalltag zu bereichern und gestalten. Mit einem zielgerichteten Einsatz eröffnet KI neue Wege, um Lehren und Lernen zu unterstützen und auf die individuellen Bedürfnisse von Schülerinnen und Schüler sowie von Lehrpersonen einzugehen.
Beispiele zur Unterstützung von Lehrpersonen
- Beurteilung von schriftlichen Aufgaben und Produkten und passendes Feedback dazu formulieren.
- Wissensvermittlung und Zugang zu verschiedenen Informationen zu den Unterrichtsthemen und dadurch Einsparen von Zeit in der Vorbereitung.
- Beantwortung von häufig gestellten Fragen.
- Planung und Auswertung des individuellen Lernstandes (z.B. fiete.ai).
- Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Lernaktivitäten oder Ideen.
- Optimierung von Lernen und der Lernumgebung (Learning Analytics).
- Entwicklung von personalisierten Lernmethoden und Unterrichtsmaterialien.
Beispiel zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern
- Erhalten von schnellem und individuellem Feedback.
- Erlernen von Sprachen und Nutzung von Übersetzungstools.
- Erstellen von digitalen Produkten wiez.B. Bilder, Texte, Videos etc.
- Planen von individuellen Lernwegen und personalisiertem Lernen.
- Beantworten von Fragen und schnelles Durchforsten von verschiedensten Quellen im Internet.
- Arbeiten mit Texten wie z. B. Einstiege formulieren, Schreibblockaden lösen oder Texte überarbeiten, zusammenfassen, vergleichen und verbessern.
Somit kann KI auch als eine Assistenz im Schulalltag verstanden werden, die für alle und jederzeit zur Verfügung steht, Zeit spart und dadurch Ressourcen freisetzt und mit der die Medienreflexion und so das kritische Denken gefördert werden kann.
Die einfache KI, so wie wir sie zurzeit nutzen, bleibt ein von Menschen erstelltes System, das nur so gut ist, wie die zugrundeliegenden Daten und technischen Möglichkeiten. Daher ist auch die KI fehleranfällig und der Gebrauch in der Schule mit einigen Risiken verbunden.
Beispiele für Risiken
- Menschliche Interaktion fehlt.
- Fehlende oder falsche Quellenangaben, wodurch auch manipulierte, nicht wertneutrale, propagandistische und verfälschte Daten Einzug halten können.
- Hinderung am selbständigen Denken und Abhängigkeit.
- Urheberrecht, Sicherheit und Datenschutz: Verletzung, sobald geheime oder vertrauliche Daten eingegeben und vom System weiterverwendet werden.
- Fake News können mit Hilfe von KI immer realistischer dargestellt werden. So ist es teilweise kaum mehr möglich, echtes von falschen Nachrichten zu unterscheiden.
All diese Faktoren haben zur Konsequenz, dass Medienkompetenz noch stärker thematisiert und gefördert werden muss. Zudem sollte auch ein Verständnis derFunktionsweise aufgebaut werden. Denn grundsätzlich ist zu beachten, dass wiedergegebene Inhalte von den Computersystemen selbst nicht verstanden oder auf Richtigkeit überprüft werden. Dies bleibt die Aufgabe der nutzenden Person und setzt ein inhaltliches Grundwissen voraus, wie beispielsweise generative KI Sprachmodelle eigentlich funktionieren und worauf sie aufgebaut sind.