Die Bevölkerung auf dem digitalen Weg begleiten
Dass immer mehr Prozesse digitalisiert sind, ist Realität. Die Veränderung ist nun leichter umsetzbar, denn die Anwendungen werden immer einfacher. Die Covid-App beispielsweise hat gezeigt, dass digitale Prozesse in der Verwaltung funktionieren. Ein weiteres Beispiel für digitale Prozesse ist die Registrierung der Tiere durch die Landwirte: Seit 1999 gibt es eine Tierverkehrsdatenbank, in der die Landwirte ihre Tiere seit 20 Jahren registrieren und zur Schlachtung anmelden müssen. Heute ist dies nur noch digital möglich.
Der Übergang von analog zu digital ist anspruchsvoll, denn er erfordert Beweglichkeit, Flexibilität und neue Wege. Möglicherweise will man diese Aussage von einem Gemeindepräsidenten nicht hören – lieber wäre es wohl vielen, wenn er verspricht, dass alles so bleibt, wie es ist. Das entspricht aber nicht der Realität: Auch Politiker und Politikerinnen können Bürgerinnen und Bürger nicht vor Veränderungen bewahren. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, die Bevölkerung auf dem Weg der digitalen Transformation zu begleiten, sie aufzuklären und zu ermuntern, neue Wege zu gehen.
Wir freuen uns mit den Kindern, wenn sie etwas Neues lernen. Doch Lernen ist eine lebenslange Aufgabe: Auch meine 81-jährige Mutter lernt, wie ihr Tablet funktioniert, weil sie Fotos anschauen, chatten oder eine Videokonferenz mit ihren Enkeln führen will. Lernen ist folglich eine Frage der Motivation. Und klar, beim E-Banking unterstütze ich sie oder fülle ihre ihre Steuererklärung digital aus. Dafür kocht sie oft für mich. Digitalisierung hat auch einen sozialen Faktor, denn der Wandel bedeutet, sich gegenseitig zu helfen und Neues zu erklären.
Es macht Spass machen, neue Fähigkeiten zu erwerben. Deshalb unterstützt die Gemeinde Uzwil die Institution Pro Senectute, die praxisnahe Kurse für Seniorinnen und Senioren anbietet. Unsere Gemeinde hilft ausserdem denjenigen, die bei digitalen Geschäftsvorgängen mit der Gemeinde an ihre Grenzen stossen. Für Menschen, die aufgrund der zunehmenden Digitalisierung vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden und die in ihrem Umfeld keine Unterstützung erhalten, müssen wir andere Lösungen finden als alte Systeme weiterzubetreiben. Dem Gemeinderat ist diese Gefahr bewusst, es gibt aber keine konkreten Hinweise, dass Handlungsbedarf besteht. Während der Coronakrise haben wir gelernt, dass die Zivilgesellschaft besser funktioniert, als wir dachten. Heute ist der Empfangsschalter im Gemeindehaus Uzwil die erste Anlaufstelle für digitale Themen und löst sie bzw. vermittelt an die verantwortlichen Personen.
E-Government befindet sich im Wandel: In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich viel bewegt. Wir haben ein E-Government-Gesetz, eine rechtliche Trägerschaft und eine starke Geschäftsstelle geschaffen. Die E-ID ist greifbar und wird die digitale Transformation weiter vorantreiben. Gemeinden und Kantone haben noch wenige Jahre, um sich freiwillig auf die organisatorische Transformation vorzubereiten, bevor der Personalmangel diesen Prozess zusätzlich beschleunigen wird.
Mut zu schnellen und relevanten Veränderungen ist entscheidend, um die digitale Zukunft zu gestalten. «Volkswissen» über die Funktionsweise der Demokratie und Verwaltung, ob digital oder analog, ist von unschätzbarem Wert für das Vertrauen der Bevölkerung in die digitale Transformation. Tempo ist wichtig, Richtung ist wichtiger: Mit Mut und Umsetzungskraft gestalten wir stolz und modern St.Gallen digital. Die Voraussetzungen sind da!